„Cortisol-Detox“ – was in sozialen Netzwerken als Wellness-Geheimtipp gehypt wird, hat in Wahrheit wenig Substanz. Das betont Prof. Dr. med. Dr. h. c. Christian Wüster im Interview mit dem ZDF-Magazin Volle Kanne am 16. September 2025.
Unter dem Titel „Fragwürdiger Hormon-Hype im Netz – Was steckt hinter dem Trend ‘Cortisol-Detox’?“ ordnet der Mediziner die aktuellen Mythen um das Stresshormon Cortisol ein und stellt klar: Cortisol ist kein Gift, das man „ausleiten“ könnte oder müsste – sondern es ist vielmehr ein lebenswichtiges Hormon mit zahlreichen wichtigen Aufgaben.
Cortisol ist Teil unseres natürlichen Stresssystems. Es sorgt dafür, dass wir in Belastungssituationen leistungsfähig bleiben, es reguliert den Stoffwechsel, es unterstützt das Herz-Kreislauf-System und es beeinflusst das Immunsystem. Sein Spiegel schwankt im Tagesverlauf – morgens hoch, abends niedrig – und wird vom Körper fein abgestimmt reguliert. Der Gedanke, Cortisol durch Kuren, Detox-Pulver oder teure Nahrungsergänzungsmittel „auszuschalten“, ist daher nicht nur unsinnig, sondern potenziell gefährlich.
Im Netz kursieren zahlreiche Angebote, die genau das versprechen: Selbsttests, die die Stressbelastung offenlegen sollen und angebliche Entgiftungsprogramme sowie spezielle Diäten. Was diese Angebote gemeinsam haben: Sie nutzen Unsicherheiten der Menschen aus und sie erzeugen vermeidbare Ängste.
Einzelmessungen – etwa ein einfacher Speicheltest zu einem Zeitpunkt – liefern keinerlei zuverlässige Daten, da Cortisol in kurzen Abständen sehr stark schwanken kann. Die Folge dieser Eigentests: falsche Interpretationen und unnötige Beunruhigung.
Prof. Wüster warnt in der ZDF-Sendung deshalb ausdrücklich vor solchen „Wundermitteln“. Wer dauerhaft unter Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Schlafproblemen oder Bluthochdruck leidet, der sollte sich besser ärztlich untersuchen lassen. Nur differenzierte Laboranalysen – idealerweise mehrmals am Tag und im Kontext weiterer Werte – erlauben eine seriöse Beurteilung des Hormonhaushalts.
Statt fragwürdigen Detox-Trends zu folgen, empfiehlt Prof. Wüster bewährte Maßnahmen, um das Stresshormon Cortisol im Gleichgewicht zu halten:
Regelmäßiger Schlaf und feste Rhythmen
Bewegung und Sport, angepasst an die individuelle Belastbarkeit
Stressbewältigungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga
Ausgewogene Ernährung, statt Crash-Diäten oder Supplements ohne belegten Nutzen
Die Botschaft ist klar: Cortisol braucht kein „Detox“ – es braucht Verständnis. Wer sich von medizinischen Trends im Internet verunsichert fühlt, sollte auf Fachwissen und ärztliche Beratung setzen.
Quelle: ZDF / Volle Kanne, Beitrag vom 16.09.2025, „Fragwürdiger Hormon-Hype im Netz – Was steckt hinter dem Trend ‘Cortisol-Detox’?“, Autor: Maurice Göbel