Fakten über die Schilddrüse: Endokrinologe Mainz/Wiesbaden

Prof. Dr. Christian Wüster beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema Schilddrüse

Die Schilddrüse, ein Organ im vorderen Halsbereich mit der Form eines Schmetterlings, ist ein echtes Multitalent. Das „Leistungsspek-trum“ der Schilddrüse ist groß. Auswirkungen hat die Arbeit der Schilddrüse als „Hormonproduzent“ auf unseren gesamten Organismus – Stoffwechsel, Kreislauf, Wachstum, Psyche. Prof. Dr. Christian Wüster, niedergelassener Endokrinologe in Mainz will aufklären über dieses wichtige Organ. Millionen Menschen in Deutsch-land leiden unter einer Fehlfunktion der Schilddrüse.

Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer Fehlfunktion der Schilddrüse

Die Auswirkungen, die eine Störung der Schilddrüse auf unseren Organismus haben können, sind vielfältig. Der Kropf ist die vielleicht bekannteste Erkrankung der Schilddrüse. Die genaue Position der Schilddrüse – im Hals, vor – und seitlich der Luftröhre. Vergrößert sie sich, kann sie erhebliche Probleme hervorrufen. Der Volksmund nennt die vergrößerte Schilddrüse „Kropf“, der medizinische Fachbegriff lautet (lat.) „Struma“. Die Statistiker ermitteln für Deutschland 20 Millionen Menschen, die an einem Kropf leiden. Je älter ein Mensch ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er betroffen ist. Dabei ist die Funktion der Schilddrüse in der Regel nicht gestört.

Struma bzw. Kropf vor allem bei älteren Menschen

Rechtzeitig erkannt, kann man einer Schilddrüsenerkrankung vorbeugen. Die wichtigsten Fragen und Antworten von Prof. Dr. Christian Wüster rund um die Schilddrüse:

Frage: Wie wahrscheinlich ist es, dass bei mir eine Schilddrüsenerkrankung diagnostiziert wird und woran erkenne ich sie?

Antwort von Prof. Dr. Christian Wüster: Störungen der Schilddrüse kommen sehr häufig vor. Bei älteren Menschen häufiger als bei jungen Menschen. Eine Behandlung ist oftmals nicht erforderlich. Bildet sich ein Kropf, auch Struma genannt, dann liegt ein nachvollziehbarer Hinweis auf eine Erkrankung der Schilddrüse vor, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Aufgrund seiner Lage kann der Kropf zu Schluckbeschwerden führen. Hinweise auf Störungen der Schilddrüsenfunktion sind Gewichtszunahme, Nervosität, Depressionen oder Schlafstörungen. Auch Antriebslosigkeit oder dauerhafte Müdigkeit können Hinweise auf eine Erkrankung der Schilddrüse sein. Eine präzise Diagnose stellt der Endokrinologe. Ihn sollte man aufsuchen, wenn Hinweise vorhanden sind, die auf eine Schilddrüsenfehlfunktion hinweisen.

Frage: Und wie erkennt der Endokrinologe, ob meine Schilddrüsenwerte im Normalbereich liegen?

Antwort von Prof. Dr. Christian Wüster: Indikator ist der sogenannte TSH-Wert. Das Hormon TSH wird in der Hirnanhangdrüse produziert. Seine Aufgabe besteht darin, die Hormonproduktion der Schilddrüse zu steuern.

Hier erkennt man die Funktionsweise der Hormone in unserem Körper – alles hängt mit allem zusammen. Der TSH-Wert darf sich in einer gewissen Toleranz bewegen. Der Wert hängt auch mit dem Lebensalter des Menschen oder seiner Lebenssituation zusammen. Der Hormonspiegel des Menschen fällt mit zunehmendem Alter.

Frage: Häufig hört man von Schilddrüsenüber- und -unterfunktion. Was bedeutet das für mich?

Antwort von Prof. Dr. Christian Wüster: Die Schilddrüse ist ein Produzent der Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Um diese Hormone überhaupt produzieren zu können, benötigt die Schilddrüse Jod und Eiweiß. Jod kann unser Körper nicht selbst herstellen. Das bedeutet, dass wir Jod über unsere Nahrung zu uns nehmen müssen. Geschieht das nicht in ausreichendem Maße, vergrößert sich die Schilddrüse. Es entsteht ein Kropf.

Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) liegt vor, wenn die Schilddrüse zu viele Hormone produziert und in den Blutkreislauf entsendet. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) produziert die Drüse zu wenige Hormone. Die häufigste Ursache ist die Hashimoto-Erkrankung. Beide Fehlfunktionen haben Auswirkungen auf den gesamten Organismus.

Frage: Welche Krankheiten gibt es zum Beispiel? Hashimoto und die Basedowsche Krankheit sind in aller Munde.

Antwort von Prof. Dr. Christian Wüster: In seltenen Fällen ist eine Schilddrüsenunterfunktion angeboren. Oft ist aber eine Entzündung der Schilddrüse die Ursache einer Erkrankung. So zum Beispiel bei Hashimoto. Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, eine sogenannte Autoimmunkrankheit, bei der das eigene Immunsystem das Schilddrüsengewebe angreift. Auch die bekannte Schilddrüsenüberfunktion haben Sie bereits genannt. In über 90 Prozent der Fälle steckt hinter einer Überfunktion die Basedowsche Krankheit, auch Morbus Basedow genannt, die ebenfalls eine Autoimmunerkrankung ist. Zu den eher seltenen Krebsarten zählt der Schilddrüsenkrebs. In Deutschland erkranken pro Jahr über 5.000 Personen an Schilddrüsenkrebs. Überwiegend Frauen sind davon betroffen. Die Wahrscheinlichkeit an Schilddrüsenkrebs zu sterben liegt unter 0,1 %.

Frage: Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion behandelt?

Antwort von Prof. Dr. Christian Wüster: Diese Schilddrüsenerkrankungen können heute sehr erfolgreich behandelt werden. Wird eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert, kann beispielsweise mit synthetischem Thyroxin, das in Tablettenform eingenommen wird, erfolgreich therapiert werden. Analog hierzu wird eine Schilddrüsenüberfunktion üblicherweise mit Thyreostatika behandelt. Thyreostatika verhindern eine Überproduktion an Schilddrüsenhormonen. Es können aber auch andere Therapieformen zum Einsatz kommen – beispielsweise die Radiojodtherapie.

Frage: Kann ich mich schützen? Machen Vorsorgeuntersuchungen Sinn?

Antwort von Prof. Dr. Christian Wüster: Gibt es Hinweise auf eine Schilddrüsenerkrankung, dann sollte man rechtzeitig am besten einen Endokrinologen aufsuchen. Anhaltende Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit aber auch Nervosität oder Depressionen können solche Anzeichen sein. Auch sollte man ab dem 40. Lebensjahr ohnehin regelmäßig etwa alle ein bis zwei Jahre einen Blick auf den Hormonhaushalt werfen lassen. Treten in der Familie häufig Schilddrüsenerkrankungen auf, sollte allein dieser Umstand Anlass genug sein, um einen Arzt aufzusuchen. Es gibt Hinweise darauf, dass Schilddrüsenerkrankungen erblich sein können. Eine wichtige Vorsorgemaßnahme ist eine gute Versorgung mit Jod. Jodsalz, Brot, Milchprodukte, Meeresfrüchte – in diesen Lebensmitteln ist viel Jod enthalten. Raucher sollten sich bewusst sein, dass das im Tabakrauch enthaltene Zyanid die Aufnahme von Jod blockiert.

Bild für die Website Endokrinologe Mainz/Wiesbaden: © goa novi/Fotolia

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